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03.02.2023

„Frau Bauministerin, bleiben Sie bei uns!“

Zu den aktuellen Aussagen von Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Bauen und Stadtentwicklung, äußert sich Dr. Hannes Zapf, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau, im nachfolgenden Statement.

Kalksandstein-Bauberatung Bayern GmbH
Kalksandstein-Bauberatung Bayern GmbH

Die Verunsicherung der Investoren, Planer, Baustoffhersteller und Bauausführenden ist inzwischen für jeden greifbar. Und nach den neuerlichen Aussagen der Ministerin ist diese noch gestiegen. Denn die Ministerin hat nicht etwa im Angesicht der Zielverfehlung die Ausrichtung neu justiert, neue Kräfte oder Gelder mobilisiert. Sie hat über die Medien verkündet: „Wir haben ein strukturelles Problem, bei dem mehr Milliarden für den Wohnungsbau allein nicht helfen. …Wir müssen alles Mögliche unternehmen, um die Produktivität zu erhöhen. ... Eine Baustelle sah 1993 nicht so viel anders aus als eine Baustelle im Jahr 2023. ... Wir haben den Fortschritt im Baubereich in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt.“

Wie auch bei anderen Aussagen in ihrem Interview vom 23.01.2023 kann und muss man dieser Analyse entschieden widersprechen. Die größte Fehleinschätzung liegt aber ganz woanders. Mit der Umwandlung des Mantras von SPD und Kanzler: „Bauen, Bauen, Bauen“ in „Bauen, Umbauen, Umnutzen“ hat sie die notwendige Vorfahrt für Neubau in Frage stellt und den gemeinsamen Weg verlassen.

Umbauen und Umnutzen hat die Branche bisher als Teil der Bauaufgabe verstanden. Leerstände in Wegzugsregionen können und müssen durch Abriss und Recycling den Baustoff für Neubau liefern. Neubau und Abriss oder Umnutzung kann in Ballungszentren zukunftsfähige, weil effiziente und altersgerechte Wohnungen schaffen. Da, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, werden Umbau und Umnutzung aufgrund der Grundstücksmarktentwicklung ohnehin schon praktiziert. Dies aber nun gleichwertig auf die Ebene des Neubaus zu heben, ist eine vollkommene Verkennung des Marktes, der Bedürfnisse der Bevölkerung und der notwendigen Anstrengungen zur Zielerreichung.

Aber nicht nur das.

Die Roadmap der Baustoffbranche zur Klimaneutralität, die Bemühungen der Planer um Digitalisierung, die Aus- und Weiterbildung der Bauschaffenden zur Erhöhung der Produktivität, alles das wird in Frage gestellt, wenn die Politik in Zeiten der höchsten Nachfrage dem Neubau nicht den notwendigen Vorrang einräumt, sondern mit ihm fremdelt.

Nicht das spätere Erreichen von Wegmarken ist ein Problem, sondern das Abkommen vom richtigen Weg. In diesem Sinne möchte man der Bauministerin zurufen: „Bleiben Sie bei uns! Bauen, Bauen, Bauen ist der richtige, der einzige Weg zur Lösung der Wohnungsprobleme! Starten Sie endlich die im Koalitionsvertrag angekündigte Bau- und Investitionsoffensive, die die Voraussetzungen schafft schnell und günstig zusätzlichen Wohnraum zu schaffen und zu erhalten, und dadurch sowohl der Bau- und Immobilienwirtschaft langfristige Planungsperspektive als auch den Mieterinnen und Mietern Sicherheit gibt. Nur dann können Sie in 2024 und 2025 bessere Nachrichten vom Wohnungsmarkt überbringen.“